
More Impression ist eine Handsatz- und Papierwerkstatt im Südwesten von Leipzig. Wir produzieren und konzipieren in enger Zusammenarbeit mit Läden, Institutionen und Privatpersonen nachhaltig schöne Papierwaren, Objekte und Schriften.
Wir arbeiten mit beweglichen Lettern, die zum Satz ausgebunden und nach dem Druck wieder abgelegt werden. Jedes Zeichen ist ein fassbares Objekt mit einer begrenzte Lebensdauer – es führt ein Eigenleben und taucht in unterschiedlichen Wörtern und Texten auf. Schrift ist im Handsatz kein Phänomen auf Programmoberflächen. Unsere 51 Schriften in unterschiedlichen Schnitten und Punktgrößen, auf dem Rechner kaum 1 MB schwer, füllen 8 Setzregale mit etwa 3 Tonnen Material.
2015 gewannen wir das Werkstipendium des Kantons St. Gallen, mit dem wir einen digitalen Setzkasten, der dem Inventar unserer Werkstatt entspricht, von Supercomputer Studio umsetzen lassen konnten. Es ist ein Versuch, analogen Bleisatz mit der digitalen Benutzeroberfläche des Computers zu verbinden: Online kann man seine persönliche Drucksache generieren und bestellen, die wir dann in unserer Werkstatt setzen und drucken.
Im Rahmen dieses Projekt laden wir regelmäßig Gastgestalter*innen ein. Handsatz und Buchdruck sind vom Offset- und Digitaldruck als Massenmedien längst abgelöst, weiterleben können sie nur, wenn sie gestalterisch und inhaltlich relevant sind und daran arbeiten wir.
Wir drucken mit brillianten Volltonfarben bis zu einem A3-Überformat. Auf jede Farbe kommt eine gesetzte Form und ein Druckdurchgang. Eine mehrfarbige Karte ist eine mehrtägige Arbeit für die Druckerin. Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren. Unsere Vandercook-Andruckpresse (Chicago, Illinois) aus dem Jahre 1950 verfügt über ein höhenverstellbares Fundament und wir können deshalb relativ einfach auch Holz- oder Linolschnitte und jegliche erhabene Materialien wie Nyloklischees, Schallplatten und Legosteine drucken.
In verschieden klassischen und experimentellen Mustern und Farben marmorieren wir Papier aller Grammaturen bis zu einem Format von 50 x 70 cm. Besonders hervorgehoben sei unsere Fähigkeit, Seidenpapier marmorieren zu können. Auch marmorieren wir den Schnitt von Büchern, Visitenkarten und Notizblöcken, die wir anschließend ableimen.
Seit einigen Jahren sammeln wir Erfahrungen im Marmorieren von Objekten und haben bereits Stoffe, Turnschuhe und Badelatschen, Blumenvasen, Zollstöcke und Schneeglöckchen marmoriert.
Handsatz und Buchdruck waren 500 Jahre lang das maßgebliche Medium der Vervielfätigung, bevor sie vom Offset- und Digitaldruck abgelöst wurden. Wir sehen uns aber nicht in erster Linie als Bewahrerinnen einer historisch und kulturell bedeutenden Drucktechnik, sondern sind vor allem Gestalterinnen. Die Frage des richtigen Mediums ist eine gestalterische Frage die wir in jedem Projekt stellen – mit unserer Werkstatt verfügen wir über ein unabhängiges Medium mehr. Zwischen uns und dem fertigen Druckerzeugnis liegen keine Programme und Schnittstellen und wir können zu jeder Zeit in den Druckprozess eingreifen. Das ist eine große Freiheit.
Neben dem Digitalisieren und entwerfen eigener Schriften gehört auch das Recherchieren der wechselhaften Geschichte einzelner Schriften zu unserer gestalterischen Praxis. Schriftgestaltung interessiert uns nicht nur als Form- sondern vor allem als Kulturgeschichte. Jede Schrift ist ein Mikrokosmos, eine komprimierte Zeitkapsel, die Informationen enthält über Ästhetik und technische Gegebenheiten, das Medium ihrer Reproduktion, die Historie ihrer Verwendung und nicht zuletzt über die Persönlichkeit der beteiligten Gestalter*innen.
Im Handwerk als auch in der Gestaltung sowie im Leben arbeiten wir lieber mit als für jemanden. Jede Zusammenarbeit beginnt mit einem Gespräch.
Es wurde noch nie so viel zu so maßlos günstigen Preisen gedruckt wie heute. Nachhaltig zu arbeiten heißt für uns einerseits, sorgfältig und konzentriert zu arbeiten, was der Handsatz ohnehin verlangt. Zum anderen ist Gestaltung dann nachhaltig, wenn mit der Arbeitszeit und den Arbeitsbedingungen aller Beteiligten ebenso verantwortungsvoll umgegangen wird wie mit materiellen Ressourcen.
Neben der Lehre in Hochschul- oder Schulkontexten – seit 2014 unterrichtet Aurelia Markwalder an in den Grafischen Werkstätten der HGB Leipzig – ist uns in jeder Zusammenarbeit wichtig, zu vermitteln, was wir tun, was Handsatz und Grafik (für uns) bedeuten. Wir sind Spezialistinnen, was aber nicht bedeutet, dass unsere Arbeitsweisen unverständlich sind. Im Gegenteil, Handsatz und Buchdruck sind geeignete Medien der Erkenntnis.
Für die Lehre ist der Handsatz ein gutes Anschauungs-und Übungsfeld, um zu begreifen, welche Rolle Schrift und Typografie in der Gestaltung haben und woher bestimmte Regeln kommen. Auch die Verlangsamung, Konzentration und die Beschränkung haben sich in der Ausbildung als nützlich erwiesen. Gerade auch die Verbindung unterschiedlicher Medien macht ihre jeweiligen Eigenheiten sichtbar. Letztendlich interessiert uns auch hier die Verbindung zu digitaler bzw. analoger Satztechnik und Gestaltung und die Fragen: Was will ich sagen und womit sage ich es?
Vor 15 Jahren lernten wir uns auf einem Leipziger Dach kennen und teilen seitdem die Leidenschaft für sorgfältiges Design, präzises Handwerk und gute Zusammenarbeit.